
Michael Huber weiß, welche Knöpfe er drücken muss. Oder genauer: Welchen Zapfhahn er ziehen muss. Im Sommer 2017 stand der Generalbevollmächtigte der Veltins-Brauerei bei der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 im nach seinem Unternehmen benannten Stadion und stieß mit Clemens Tönnies unter großem Beifall auf die Verlängerung des Namensrechte-Vertrags an. In einer äußerst launigen Rede bezeichnete er die Arena als „unsere größte Kneipe“ und sagte, dass er immer „ganz schnell an Dortmund vorbei“ fahre, wenn er vom Unternehmenssitz im Sauerland nach Gelsenkirchen düse. Großes Gejohle. Das sich sogar noch steigerte, als Huber verkündete, dass es beim ersten Heimspiel der nächsten Saison Freibier geben würde.
Sechs Jahre später hat Michael Huber wieder mal die richtigen Knöpfe gedrückt. Oder genauer: das richtige Papier unterschrieben. Am Donnerstag gab Schalke bekannt, dass der Schriftzug der Brauerei in der am Freitag startenden Zweitligasaison die Trikots des Vereins zieren wird. Und wieder war der Jubel unter den Schalke-Fans groß. Das zeigt auch, wie einfach Fußballfans gestrickt sind.
Das Nostalgie-Muster funktioniert
Denn es sind die simpelsten Muster, nach denen die Euphorie um den Sponsorendeal funktioniert. Allen voran natürlich das Nostalgie-Muster des weißen Schriftzugs auf dem königsblauen (oder schwarz-blauen oder veltinsgrünen) Trikot, der dort schon von 1997 bis 2001 prangte. Veltins auf dem Schalke-Trikot, das schmeckt nach den Tränen der Meisterschaft der Herzen, aber auch nach dem Siegerbier nach dem DFB-Pokal-Triumph 2001. Das riecht nach Assauers Davidoff. Das weckt Erinnerungen an Sand und Mpenza. Und überhaupt: Fußball und Bier das gehört doch sowieso zusammen!
Da kann man schon mal darüber hinwegsehen, dass der Deal nur notdürftig die peinlich-langwierige Suche nach einem neuen Hauptsponsor kaschiert. Offiziell bezeichnet der Klub Veltins tatsächlich auch nur als Trikot- und nicht als Hauptsponsor. Oder man sieht zusätzlich darüber hinweg, dass es unter gesundheitlichen wie gesellschaftlichen Aspekten durchaus fragwürdig ist, für eine Alkoholmarke zu werben. Oder über die sexistischen Werbespots mit Rudi Assauer und Simone Thomalla. Oder darüber, wie es sich eigentlich mit dem Gewissen eines grundsätzlich kritisch eingestellten Fußballfans vereinbaren lässt, einen Sponsorendeal im modernen Fußball abzufeiern.
Opium fürs Volk
Aber weil Bier ja bekanntlich die Sinne vernebelt, kann man die aufkommende Euphorie ja auch einfach mal mitnehmen. Opium fürs Volk. Irgendwann erwischt es jeden. Einfach mal berauschen lassen. Vom Schalker Heimtrikot, das ohnehin schon ganz schick aussieht, mit dem Veltins-Schriftzug auf der Brust aber definitiv eine 1904 von 10 ist. Das natürlich weggehen wird wie, nun ja, Frischgezapftes und damit sämtliche finanziellen Probleme löst. Oder berauschen lassen von Simon Terodde, der sich im Überschwang der Emotionen beim Abstieg dazu hinreißen lässt, doch nicht den Klub zu wechseln, sondern gleich seine verbleibende aktive und die sich daran anschließende Karriere dem Verein zu verschreiben. Selbstverständlich wird er Schalke mit 32 Saisontoren zurück in die Bundesliga ballern. Flankiert von Jahrhunderttalent Assane Ouédraogo, der die Liga komplett auf Links drehen wird. Abgesichert von Henning Goatriciani, dem sympathischen Physiotherapeuten aus Lippstadt, der nebenberuflich sämtliche Stürmer der Liga abgrätscht. Darauf ein frisches Veltins. Prost!
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