
Am 4. Februar 2023, dem 19. Bundesliga-Spieltag, endete gegen den SC Freiburg eine Leidenszeit. Eigentlich endeten sogar zwei Leidenszeiten. Zum einen die klar offensichtliche: Sébastien Haller erzielte sein erstes Tor für Borussia Dortmund nach seiner Krebserkrankung. Zusätzlich endete aber auch die Leidenszeit der Dortmunder. Die hatten in vielen Spielen zuvor nämlich über weite Strecken offensiv kopf- und planlos agiert, waren abhängig von individuellen Leistungen und drohten zeitweise sogar, das europäische Geschäft zu verpassen.
Bis zur WM-Pause fehlte nämlich der Nationalspieler der Elfenbeinküste, der im Sommer 2022 für 31 Millionen Euro aus Amsterdam ins Ruhrgebiet gekommen war. Seitdem Sébastien Haller regelmäßig spielt, ist Borussia Dortmund in einem Siegesrausch Richtung Meisterschaft. Vor allem, weil Haller seine Mitspieler auf allen Positionen besser macht. Er könnte sich damit als letztes Puzzlestück für den Titel erweisen.
Dass Borussia Dortmund nach einer enttäuschenden Hinrunde auf dem besten Wege ist, die neunte Meisterschaft der Vereinsgeschichte zu feiern, ist so überraschend wie folgerichtig. Überraschend, weil die bayerische Konkurrenz eine Schwächephase durchlebt, die jüngeren Fußballfans nicht kannten. Folgerichtig, weil Dortmund endlich über den Baustein verfügt, der sie meisterlich macht.
Ernüchternde Hinrunde
Als nach der vergangenen Saison Erling Haaland ging, verabschiedete sich der BVB gleichzeitig von von 86 Toren und 23 Vorlagen in 89 Spielen. Zur Kompensation verpflichtete Dortmund Sébastien Haller, der bei Ajax eine ähnlich starke Quote von 43 Torbeteiligungen in 43 Spielen vorweisen konnte.
Doch noch vor seinem ersten Pflichtspieleinsatz für Dortmund entdeckten Ärzte bei Haller einen Hodenkrebs-Tumor. Antony Modeste, den der BVB als Vertretung verpflichtete passte als reiner Abschlussstürmer nicht so recht ins taktische Konzept von Edin Terzic . Youssoufa Moukoko hat wie jeder Teenager noch mit erheblichen Leistungsschwankungen zu kämpfen. Die Leistungen der Flügelstürmer Karim Adeyemi und Donyell Malen in der Hinrunde: ausbaufähig.
Und so stand Borussia Dortmund zur WM-Pause nach 15 Spieltagen auf einen ernüchternden sechsten Platz in der Bundesliga, hatte bereits sechsmal verloren und nur 25 Tore auf dem Konto. Dank Moukokos und Julian Brandts Leistungshöhepunkten konnte der BVB vom Glück sprechen, nicht noch schwächer in der Tabelle zu stehen.
„Wie Sébastien die Bälle verlängert, die Abwehr beschäftigt und auch für Entlastung sorgt, all das ist sehr wichtig“
Dass mittlerweile das Angriffsspiel in Dortmund wesentlich besser funktioniert, kann Edin Terzic erklären und macht das insbesondere an den Leistungen Hallers fest: „Wie Sébastien die Bälle verlängert, die Abwehr beschäftigt und auch für Entlastung sorgt, all das ist sehr wichtig“, sagte Dortmunds Trainer, nach dem 3:0‑Sieg seiner Mannschaft über den FC Augsburg am 33. Spieltag und dem damit verbundenen Sprung an die Tabellenspitze. Haller selbst traf zweimal selbst, bereitete eine Torchance vor und setzte seine Mitspieler immer wieder in Szene. Mit Haller ist beim BVB auch die lange vermisste Durchschlagskraft zurückgekehrt. Was Edin Terzic jedoch noch mehr bedeutet, ist der mannschaftsdienliche Stil des Ivorers.
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